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Schwangerenvorsorge und Betreuung
in der Schwangerschaft

Grundsätzlich sehe ich eine Schwangerschaft als einen natürlichen Prozess an. Die meisten Schwangerschaften verlaufen glücklicherweise ohne Komplikation. Die Schwangerenvorsorge spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit von Mutter und Kind. Sie umfasst regelmäßige Untersuchungen und Beratungen, die darauf abzielen, den Verlauf der Schwangerschaft optimal zu begleiten und mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen. Im Vordergrund stehen dabei die physische, aber auch psychische Gesundheit von dir und deinem Kind. Bis zur 32+0 SSW werden die Vorsorgen in einem vierwöchigen Abstand durchgeführt. Zwischen der 32+0 und 40+0 SSW findet die Vorsorge alle zwei Wochen statt. Nach dem ET folgen Vorsorgen im Abstand von 1-2 Tagen bis zur Geburt des Kindes.

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In Deutschland haben alle schwangeren Frauen, die Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse sind, Anspruch auf regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Diese sind in den Mutterschafts-Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) festgelegt. Ziel dieser Richtlinien ist es, die Gesundheit von Mutter und Kind durch standardisierte Untersuchungen und Beratungen sicherzustellen. 

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Die Schwangerenvorsorgetermine kannst du ausschließlich bei deiner betreuenden Gynäkologin, im Wechsel bei deiner Gyn und mir oder primär bei einer Hebamme durchführen lassen (für fachfremde Tätigkeiten überweise ich dich selbstverständlich an die richtige Fachrichtung weiter). 

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Falls du dir den Mutterpass digital anschauen möchtest klicke hier.

Erstuntersuchung in der Frühschwangerschaft

Nach dem positiven Schwangerschaftstest folgt meist zeitnah der erste Besuch bei deiner GynäkologIn. Aber was wird eigentlich bei diesem Termin gemacht?

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Der erste Termin ist besonders wichtig, um eine ausführliche Anamnese zu erheben. Du wirst also z.B. nach deinem aktuellen Befinden, möglichen Vorerkrankungen, deiner Ernährung, Familiensituation usw. gefragt. Auch eine Zyklusanamnese und die letzte Periode werden notiert. Dokumentiert wird dies auf den Seiten 5 + 6 unter den Katalogen A und B. Es kann bei schwereren Erkrankungen in der Familie auch Sinn machen sich vorab nochmal genau bei den Angehörigen zu erkundigen!

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In der Regel wird die Schwangerschaft sonografisch (also per Ultraschall) bestätigt. Tatsächlich ist bei einem exakten Schall die Terminberechnung so auch am genausten. Der errechnete Entbindungstermin (ET) findet auf Seite 6 seinen Platz.

Du bist zwischen der 8+0 bis 11+6 SSW? Dann wird dein Ultraschall direkt auf den Seiten 10 und 11 deines Mutterpasses dokumentiert. Deine Ärztin überprüft vor allem, ob sich dein Baby richtig in der Gebärmutter eingenistet hat und sich zeitgerecht entwickelt. Außerdem wird festgestellt, ob es sich möglicherweise um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt.

Du wirst zusätzlich zu verschiedenen Themen aufgeklärt und beraten. Diese findest du aufgelistet auf Seite 4 deines Mutterpasses. Außerdem werden hier ebenso Angaben zu vorangegangenen Schwangerschaften gemacht. Du darfst natürlich auch jederzeit Fragen stellen!

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Wichtig in der Schwangerschaft sind außerdem die Laborparameter. Bei den Vorsorgen wird dein Urin immer auf Eiweiß und Zucker kontrolliert. Beim ersten Termin wird außerdem auf Chlamydien getestet. Per Blutentnahme werden dann ergänzend noch die folgenden Blutwerte bestimmt: Blutgruppe und Rhesusfaktor, kleines Blutbild bzw. Hämoglobin (Hb), Antikörpersuchtest, HIV, Rötelnserologie (Impfausweis mitbringen!), Lues (Syphilis) und ggf. Toxoplasmose (IGeL)​. Diese Laboruntersuchungen werden auf Seite 2 und 3 festgehalten.

Neu seit 2021 ist die Möglichkeit des Rhesus-NIPT. Bei Frauen mit negativem Rhesusfaktor wird die kindliche Blutgruppe relevant. Diese kann man ebenfalls über eine Blutentnahme feststellen. Den Eintrag findest du ggf. oben auf Seite 4.

Außerdem wird in Ruhe mit einer passenden Manschette dein Blutdruck kontrolliert. 

Dann erhältst du deinen ausgefüllten Mutterpass!

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Zeitstrahl durch die Schwangerschaft

Als Schwangere erhält man bei Vorsorgen viele Informationen. Das kann schnell überwältigend sein. Im folgenden skizziere ich einen groben Fahrplan durch eine regelrechte Schwangerschaft (also ohne Komplikationen oder relevante Vorerkrankungen) zur groben Orientierung. Blutentnahmen oder andere individuelle Maßnahmen können jederzeit durchgeführt oder empfohlen werden (z. B. bei Verdacht auf eine akute Infektion).

10+0 SSW

Bestätigung der Schwangerschaft und erster Ultraschall

  • Erhebung der Anamnese (Katalog A + B)

  • Bestimmung des errechneten Entbindungstermins (ET)

  • Blut- und Urinentnahme (Röteln, Chlamydien, Lues, Antikörpersuchtest freiwillig: HIV-Screening) Mehr Infos hier.

  • Durchführung einer Vorsorge

  • Durchführung des 1. Ultraschall-Screenings

  • Beratung siehe Risikokatalog

  • Ausstellung des Mutterpasses (MuPa)

14+0 SSW

Vorsorge

  • Vorsorgen bis zur 32+0 SSW im vier Wochen Rhythmus

  • ​Blutergebnisse vom letzten Mal werden in den MuPa geklebt

  • ​Beratung zu möglichen Fragen/Beschwerden

18+0 SSW

Erste Kindsbewegung und 2. Ultraschall-Screening

  • ab der 18. SSW kann es sein, dass du Kindsbewegungen wahrnimmst. Bei Erstgebärenden werden diese meist erst ab der 20.-22. SSW spürbar.

  • ab heute darf auch das 2. Ultraschall-Screening durchgeführt werden. Du darfst entscheiden, ob du nur eine Basisuntersuchung oder einen Erweiterten Ultraschall durchführen lassen möchtest. Mehr Infos hier.​

22+0 SSW

Kindsbewegungen + Vorsorge

  • die Wahrscheinlichkeit, dass du ab jetzt regelmäßige Kindsbewegungen spürst ist deutlich erhöht. Falls du noch keine KBW spürst, kann das z. B. an einer Vorderwandplazenta liegen - also keine Panik

  • es wird wieder eine reguläre Vorsorge durchgeführt

26+0 SSW

Vorsorge + Diabetes-Screening

  • Zeit für eine weitere Vorsorge

  • heute wird auch der 50g OGTT durchgeführt, um einen Gestationsdiabetes, also einen erstmals auftretenden Diabetes in der Schwangerschaft, ausschließen zu können. Mehr Infos hier

  • heute wird außerdem noch ein weiteres mal Blut abgenommen

  • Für Rhesus negative Frauen, die einen Rhesus positiven Fetus in sich tragen gibt es einen weiteren Termin zwischen der 27+0 - 29+6 SSW zur Anti-D-Prophylaxe. Mehr Infos hier.

30+0 SSW

Reguläre Vorsorge

  • ab der 18. SSW kann es sein, dass du Kindsbewegungen wahrnimmst. Bei Erstgebärenden werden diese meist erst ab der 20.-22. SSW spürbar.

  • es findet eine reguläre Vorsorge statt

32+0 SSW

zweiwöchige Vorsorgen, HBsAg

  • ab heute finden Vorsorgen in zweiwöchigem Rhythmus statt

  • ab der 32+0 SSW darf frühstens der HBsAg (Hepatitis-B-Virus s-Antigen) in Form einer Blutentnahme abgenommen werden

34+0 SSW

Beginn des Mutterschutzes

  • Zeit für eine weitere Vorsorge

  • heute beginnt außerdem der gesetzlich geregelte Mutterschutz!

  • zwischen der 35+0 - 37+0 SSW darf der ß-Streptokokken Abstrich abgenommen werden (IGeL).

36+0 SSW

Höchster Gebärmutterstand erreicht

  • die nächste Vorsorge steht an

  • ab der 36+0 SSW darfst du in einer "Level 4" Geburtsklinik (ohne unmittelbaren Anschluss an eine Kinderklinik) entbinden.

  • ab der 37+0 SSW darfst du zu Hause oder im Geburtshaus entbinden, denn dein Baby ist nun offiziell kein "Frühchen" mehr.

  • Deine Gebärmutter steht nun am höchsten, in den nächsten Wochen wirst du also eine Senkung des Bauches feststellen können

38+0 SSW

beginnende Senkung des Leibes

  • es wird wieder eine reguläre Vorsorge durchgeführt

40+0 SSW

am errechneten Termin (ET)

  • Zeit für eine weitere Vorsorge, diese finden nun alle 2-3 Tage statt

  • heute wird ein CTG geschrieben und ggf. je nach Setting auch ein Ultraschall durchgeführt um die Kindslage und die Fruchtwassermenge zu kontrollieren.

  • ab morgen (40+1 SSW) spricht man von einer Terminüberschreitung

41+0 SSW

Angebot der Einleitung

  • falls dein Baby sich bisher noch nicht auf den Weg gemacht hat, wird dir ab heute standarmäßig eine Einleitung angeboten. Das Angebot richtet sich nach der gültigen AWMF-Leitlinie (S. 29) und ist bei weiterhin unauffälliger Schwangerschaft grundsätzlich unverbindlich.

41+3 SSW

Empfehlung zur Einleitung

  • Laut AWMF-Leitlinie (S. 29) wird ab heute standardmäßig empfohlen einzuleiten. 

42+0 SSW

Übertragung, dringende Empfehlung zur Einleitung

  • ab heute spricht man von einer Übertragung

  • "Mit der Übertragung steigt das Mortalitätsrisiko signifikant, weshalb ab 42+0 SSW die Geburtseinleitung dringend empfohlen werden soll." AWMF-Leitline (S. 30, Abs. 4)

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